Die Zeit bis zum Beginn der Festivitäten um 16:00 Uhr haben wir mit einem Besuch des "Caselea Bird Park" verbracht. Es gibt Volieren mit Aras und anderen Papageien aus aller Welt, aufgefüllt mit Schildkröten, Fasanen oder Tauben aller Art. Auch ein Wildpark ist integriert, aber den haben wir ausgelassen - wir haben ja Hodenhagen..
Einige Vögel laufen oder fliegen auch frei herum, exotische und in Mauritius verbreitete...
Sind Stockente oder Spatz nun exotisch für die Leute hier? OK - Spatz nicht, der ist hier der frechste von allen...
Pünktlich vor 16:00 waren wir zu Hause... alles ruhig.
16:00 Uhr. Nicht regt sich.
16:45 - es kommt uns seltsam vor...
Aha - der Priester verspätet sich um 2 Stunden, und die meisten Gäste wissen das.
20 Gäste nicht, die sitzen schließlich wie wir im Schatten der Gartenmauer und warten.
18:00 - der Priester kommt, es geht los. Alle Gäste grüßen uns freundlich und es erscheint wie selbstverständlich, daß wir dabei sind.
Die Zeremonie besteht darin, daß der Priester und die Hausbesitzer in der Mitte des Wohnzimmers unter dem Singsang des Priesters Opfergaben anhäufen. Der Priester dirigiert pantomimisch, was die Besitzer nach und nach zu tun haben:
Auf die bereits präparierten Reishäufchen zunächst Wasser tröpfeln (dieses dann auch über sich selbst), dann verschiedene Gewürze (diese nicht über sich selbst...) und Blüten (die zwischendurch an die Anwesenden verteilt werden, und im zweiten Umlauf wieder eingesammelt werden). Alle bekommen von einer Helferin aus dem Kreis der Anwesenden einen Fleck weißer Paste auf die Stirn. Mit einem Feuer, in das Öl und verschiedene Samen gegeben werden, wird das Haus gereinigt.
Anschließend lassen sich die Besitzer vom Priester und ihren Eltern segnen (reinigen).
Nach dem Ende der Zeremonie danken die Besitzer den Anwesenden mit einer speziellen Speise, Namen habe ich vergessen - eine Art Grieß-Teig mit Nüssen und Früchten, sehr lecker! Davon bekommt auch beim anschließenden Essen jeder ein kleine Säckchen mit nach Hause, inclusive einem Teil der Opfergaben-Früchte der Zeremonie.
Der Priester bekommt zum Dank eine ganze Schüssel voller Obst und Gemüse.
In einem fröhlichen und völlig unkomplizierten Gespräch erklärte uns der hinduisische Priester noch einige Details über sich und die Zeremonie, z.B., daß die Opfergaben nicht nur für den/die Götter (da wollte er sich selbst nicht festlegen) sind, sondern daß die Menschen das mit den Göttern teilen sollen. Man bietet den Göttern einen Teil an, damit man hoffentlich etwas dafür zurück bekommt - der andere Teil ist für die Anwesenden als Dank, daß sie mitgeholfen haben, z.B. die Büten (zurück...) gespendet haben.
Die während der Zeremonie entzündeten Öllichter brennen in einem Raum des Hauses und vor dem Haus "zur Reinigung und Freude Gottes und mit der Bitte um Schutz" die ganze Nacht weiter.
...war in der offenen Küche hinter dem Haus das Bryani fertig, ein Reisgericht mit Gemüsen und Früchten (auch unseren Jackfrüchten), zu dem eine scharfe Tomatensoße gereicht wird - sehr lecker.
Vor allem aber haben uns die Samoussas - dreieckige gefüllte Teigtaschen oder scharf gewürzte kleine Bällchen - geschmeckt.
Gegessen wird das auf Bananenblättern (inzwischen aus Papier chinesischer Produktion...) servierte Essen mit der (rechten!) Hand... ohne weitere Hilfsmittel...
Nicht ganz einfach, den bröseligen Reis zu einer Art Kugel zu formen und - das ist der Trick! - auf die weit (!) herausgestreckte Zunge zu schaufeln... Aber wenn man nicht zuviel darüber nachdenkt, geht es eigentlich ganz einfach.
Nach und nach verabschieden sich die Gäste, nur der "harte Kern" hält bei Rum und Bier noch länger durch (darunter wir...).
Eine tolle mulit-kulti Gemeinde, denn wir sitzen hier alle zusammen und feiern: Die Besitzer, die seit 35 Jahren in Großbritannien leben und sich schon wie Briten fühlen, ein Freund aus Frankreich, der seit 30 Jahren mehrere Monate Urlaub in Mauritius macht und sich fast schon als Mauritier fühlt, ein Mauritier, der sich überall zu Hause fühlt, und eine Deutsche und eine Russin, die sich vielleicht in einigen Jahren auch hier fast wie zu Hause fühlen werden...
Insgesamt ein tolles Erlebnis.
Nach diesem Bericht fallen wir nun in tiefster Nacht (deutsche Zeit + 4 Std.) totmüde ins Bett...
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