Vortrag von Eugen Macko, am 05.03.2015 in „Eine Welthaus“. Veranstalter: Esperanto Klub München.

Was könnte die Europäische Union aus der Geschichte des Vielvölkerstaates der Habsburgermonarchie lernen?

Interdisziplinäre Betrachtung des Problems, aus dem Inter-Völkischen Bereich, Inter der Philosophie, Geschichte, Politik, Soziologie, und Sozialpsychologie.

II. Teil der Vortragreihe.

Die Nationalisierung vom Vielvölkerstaat Austria.

1.- Wie sich die Geschichte weiterentwickelt, ist schon Zukunftsmusik. Exakt werden wir es nicht voraussagen können. Aber aus der Geschichte beabsichtigen wir etwas lernen, um bewusst diese „Musik“, politisch besser für das Allgemeinwohl bestimmen zu können.

Faktum ist aber in der Gegenwart, dass die Inter-nationale Zusammenarbeit in der Welt und konkret in der EU, ihre Notwendigkeit erreicht hat. Diese Internationalität sollte grundsätzlich untersucht werden.

Internationalität an sich ist auch keine Neuigkeit. Es gibt sie, seit dem es die Nationen gibt. Neu ist nur ihre Notwendigkeit in unserer Gegenwart, weil keine Nation mehr isoliert in der moderne Gesellschaft überleben kann.

Auch die Völker haben schon vorher Beziehungen miteinander und gegeneinander gehabt, bevor es noch die Nationen gab. Seit dem sich aber die Nationen gebildet haben, d.h. die Völker Bewusstsein über sich selbst, oder ihr Selbstbewusstsein erlangt haben, die Beziehungen geschahen und intensivierten sich überwiegend in dialektischen Gegensätzen.

Diese Herausbildung der Gegensätze und die Entwicklung den Völkern zu Nationen, in dialektischen Beziehungen, historisch exemplarisch, sind auf dem Gebiet der ehemaligen Habsburger Monarchie, in lehrreichen Inhalten zu verfolgen.

2.- Einige Jahrhunderte, fast das ganze Mittelalter sprachen die Völker ihre einfachen volksprachen für den alltäglichen Gebrauch sozusagen unmittelbar, ohne Bewusstsein über die eigene Kultur. Zusammengefasst waren sie abwechselnd von verschiedenen Dynastien, die miteinander Kriege führten und anschließend durch Friedensverträge verschiedene Herrschaftsgebiete unter sich verteilten. Meistens hat das einfache Volk gar nicht einmal mitbekommen von welchem es gerade regiert wurde.

Die damalige oberen Schichten und Intellektuellen, zu denen das Hochadel und die Religionsführer gehörten, sprachen lateinisch. Die sich also Inter-völkisch bewegten haben kein Sprachproblem gehabt. Das gemeine Volk war wiederum, sowieso zum Boden gebunden, sie haben keine Gelegenheit sich im Raum zu bewegen gehabt, somit kam das Sprachproblem überhaupt nicht in Frage.

Der Philosophie, der Religion und nur noch für die angehende Einzelwissenschaften, hat das Latein genügt. Erst nach der Renaissance, als die geistige Tätigkeit auch bei breiteren Schichten der Bevölkerung gewachsen ist, kam der Anspruch auch in den Volkssprachen sich abstrakter und wissenschaftlicher ausdrücken zu können und wollen.

3.- In Deutschland ist die Übersetzung der Bibel von Martin Luther der Beginn vom klassischen Hochdeutsch, das von allen deutschen Ländern, welche damals in füreinander unverständlichen (heute sagt man Dialekten) Sprachen gesprochen haben verständlich sein sollte, d.h. nicht mehr an das Latein als gemeinsames Verständigungsmittel angewiesen sein sollten.

Selbst in den Frankophonen Ländern wie das heutige Italien, Frankreich und Spanien haben von den klassischen Latein Abstand genommen, sich immer mehr dem Volke angenähert und haben sich die sog. Vulgärlatein Sprachen wie, Italienisch, Französisch, Spanisch, weitergebildet.

Von den germanischen Völkern haben die Engländer die meisten Begriffe ungeniert vom Latein übernommen und ihre Grammatik am meisten volksnah vereinfacht, was ihnen in den folgenden Jahrhuderten den Vorteil brachte auch für Fremde leichter erlernbar zu sein.

4.- Bei den Völkern der Habsburger Monarchie fing die Emanzipation vom Latein etwas später an. Das könnte mehrere Gründe gehabt haben.

a) Hier hat das geistige und wissenschaftliche Interesse des Volkes, später eingesetzt als in den anderen Teilen Europas. Vor allem auch deshalb weil zuerst die äußeren Umstände dazu nicht so getrieben haben, wie in den anderen Ländern. Für die mittelalterliche Wirtschaft waren die Bedingungen (Klima, Boden) günstiger als anderswo, deshalb konnte sich das System länger halten.

b) Gerade diese langer vorheriger Vorteil hat sich für die weitere sozialpolitische Entwicklung, als dialektischer Nachteil erwiesen. Die Verzögerung der Entwicklung hat zum Stau der gesellschaftlichen Veränderung und zu gewaltigen und zerstörerischer Entladungen geführt.

c) Bürgertum und nationale Emanzipation erschienen gleichzeitig auf der historische Entwicklungsstufe. Für die Bürgerliche Veränderung wurde die Misere des Volkes mit revolutionären Versprechungen ausgenutzt, welche aber dann nicht eingelöst werden konnten.

d) Bei dem erstarkten Nationalismus haben homogene Völker mehr Kraft entwickeln können, als der Vielvölkerstaat Austria.

5.- Austria bestand ursprünglich aus sehr verschiedenen Völkern, sowie:

a) Slaven: Tschechen, Slowaken, Polen, Ukrainer, Serben, Kroaten, Slowenen.

b) Germanen: Deutsche, Bayern, Schwaben, Sachsen, Luxemburger.

C) Lateiner: Italiener, Rumänen.

d) Ungarn: sogar mit außereuropäischem Ursprung, finnougrische, eine nicht einmal zur Indoeuropäische Gruppe gehörende Sprache sprechend.

e) Bei all dieser Verschiedenheit der Völker wirkten die Juden als zusammenhaltender Band. Sie hatten keine gemeinsame Sprache, somit sprachen sie die Sprache des jeweiligen Volkes zu denen sie gehörten. Gleichzeitig waren sie auch eine Brücke durch ihre Religion, zu den anderen Glaubensbrüdern bei den anderen Völkern, dessen Sprachen sie auch oft erlernten, um mit ihnen kommunizieren zu können. Somit wurden sie mehrsprachig und wie es die neueren Erkenntnisse belegen intelligenter und Erfolgreicher, was dann oft Ressentiment bei den anderen Völkern auslöste.

Aus diesen geschichtlichen Hintergrund, ist es wahrscheinlich nicht zufällig, dass sich die Juden zwischen allen diesen Völkern, ja es ist sogar nicht übertrieben zu sagen, dass überhaupt in Europa, mit den Ungarn konnten sich am ehesten verständigen und integrieren in gegenseitig geistiger Inspiration. Kein Zufall ist auch dass, hohe Zahl der Jüdisch-Ungarischen Nobelpreisträger und Wissenschaftliche Leistungen, im Verhältnis zu ungarische Bevölkerung und der ungarischen Bevölkerungszahl überhaupt in der Welt.

6.- Allerdings, diese Komponenten haben in der damaligen Zeit eher ungünstig auf die Stärke eines Staates gewirkt. Frankreich, Großbritannien, Spanien und anschließend auch Deutschland, konnten nach der Reihe zuerst in Europa und dann durch die Kolonien in der Welt, ihre National homogenisierte Kraft besser entfalten können. Durch die Nationalisierung entstandene dialektische Spannungen zwischen den Völkern, konnten dann diese Staaten, außerstaatlich in der Welt, durch Kolonien entspannen.

Die nur zwischen den deutsch und ungarisch sprachigen Volk erreichter Ausgleich in der Habsburger Monarchie brachte keine Entspannung, sondern im Gegenteil, die mind. 10 andere, Verschieden sprachige Völker wendeten sich gegen den beiden im Ausgleich befindenden und auch gegeneinander, was in der nun klassisch ausgebildeten Nationalsprachen und Geschichten dialektisch inne lag.

Aus dieser inneren Dialektik des Nationalismus entstanden die verschiedensten halbwissenschaftlichen Theorien, welche damals auf die jeweilige Völker sehr überzeugend wirkten. Bücher wurden geschrieben, Hymnen komponiert, Artikel in den Zeitungen veröffentlicht um die „Wahrheit“ der jeweiligen politischen Einstellungen zu unterstützen.

Es gelang anschließend die Völker soweit gegeneinander zu hetzen, dass sie bereit wurden, nach dem Muster des klassisch-antiken Heroismus, sogar ihr Leben für ihre Überzeugung zu opfern. Allerdings, in der Antike und auch im Mittelalter, Kriege führten nur bestimmte Klassen, das gemeine Volk wurde zur Arbeit gezwungen, um den Lebensunterhalt der streitenden Herren zu sichern. Tapferkeit, Heroismus, Selbstaufopferung, Kriegsführung, galten als adelige Tugenden, zu denen nicht einmal jeder zugelassen wurde. Dann kam die Befreiung.

7.- Für Napoleon gelang es das unterdrückte Volk so zum Soldatentum zu begeistern, dass sie bereit wurden sogar missionarisch das halbe Europa kriegerisch zu „befreien“. Das hat für andere Völker auch sehr gefallen. Jeder wollte zuerst sich selbst emanzipieren und dann jeder nach eigenen Vorstellungen, auch die anderen zu „befreien“. Die Theorien waren schon vorher bereits von „Vordenkern“ ausgearbeitet, sie sollten nur in Tat umgesetzt werden.

Hegel z.B. hat von der Französischen Revolution und Napoleon sehr viel gelernt. In seinen jungen Jahren hat er genaue Hinweise ausgearbeitet, wie die Deutsche Länder mit Macht zusammengebracht werden sollen. Preußen hat seine Vorschläge sehr bald auch verwirklicht und unter eigener Führung ein Großdeutschland geschaffen.

Dieses französische Modell, war aber an das Habsburger Reich nicht ohne weiteres übertragbar. Die deutschen Länder haben sich wenigstens über das schon seit Luther eingeführtes Hochdeutsch verständigen können, somit waren nicht bereit erheblichen Widertand gegen die Preußen zu leisten. Zwar in Wien wurde Amtlich auch Deutsch gesprochen (mit einen erheblichen Dialekt) aber im Hintergrund standen die voneinander völlig unterschiedlichen Landessprachen, die sich national-kulturell immer mehr emanzipiert haben.

Die Ungarn als schon immer das stärkste Volk im Habsburger Reich, haben selbst die eigene Sprache durchsetzen wollen. 1848 die ungarische National Revolution, (welche mit Hilfe der Russen niedergeschlagen wurde) hat den sog. Ausgleich in der „Österreich- Ungarische- Monarchie“ gebracht. Selbst der Kaiser, der gleichzeitig auch der Ungarische König war, fing an ungarisch zu lernen.

8.- Dieser „Ausgleich“ hat aber sehr relativ und nur dialektisch, als Lösung gedient. Die Nationalismen haben sich immer mehr verstärkt, gegen Österreich und nun auch gegen Ungarn sich gewendet. Der ungarische Hochadel der auch schon vorher in Wien am meisten zu sagen hatte, (mit der deutschen Sprache) befand sich zwischen zwei Fronten. Einerseits die verschiedenen Völker, die sich zu Nationen emanzipiert haben und andererseits das ungarische Kleinadel, dass die Ungarische Selbstständigkeit, mit der Nationalen Herrschaft auch über die anderen Völkern befestigen wollte.

Ungarisch wurde in den Schulen als Pflichtfach, verschärft eingeführt, mit den halbwissenschaftlichen Begründungen vom höheren Wert der ungarischen Sprache und Kultur. Selbstverständlich, die dialektische Reaktion der anderen Völker blieb nicht aus. Geschah in der gleichen Tonart, was übrigens damals in der Luft lag. Jedes Volk hat sich gegenüber den anderen auf abenteuerlichste Weise zu behaupten versucht. Die eigene Sprache und Kultur wurde über alles gesetzt. Die eigene Nation stand über alles, über Gott und die Welt.

Entstanden die verschiedensten National-dialektische Anti-Theorien. Anti-jüdisch war schon auch aus der Geschichte bekannt, das immer wieder herhalten musste, wenn es keine rationale Lösung der zwischenmenschlichen Problemen gefunden werden konnte.

Anti-slawisch und Anti-germanisch war auch schon aus der neueren Geschichte bekannt. Zwei große europäische Volksgruppen, die in ihrem Charakter und in der Entwicklung der europäischen Kultur sehr nahe liegen und beide wesentliches für Europa geleistet haben, wurden besonders von den lateinischen Völkern oft in Gegensatz zueinander gern gesehen. Die Lateiner wiederum, die sich in Europa schon immer für etwas Besseres gehalten haben, wollten auch ihre Besonderheit zum Ausdruck bringen.

9.- Bildeten sich verschiedene politische Gruppierungen quer durch die Nationen, welche sich aber von der starken Individualisierungstendenz der Zeit nicht lösen konnten und statt der wirklichen Internationalität, wurden nur die vorherige Gegensätze vereinigt und in größere Einheiten übertragen. Panslavismus und Pangermanismus sind die beiden übernationale Vereinigungsideen, dessen Ideologien sich dann in Europa frontal gegeneinander prallten. Ihre Rechtfertigungen haben sie, genauso wie die Nationalismen mit abenteuerlichsten, mythologischen Behauptungen begründen wollen.

Basis für diverse Pan-Bewegungen sind meistens die nationalen Ideologien im Zusammenschluss von Halbwissenschaftlichen, so wie rassistischen Begründungen, z.B. von Arthur Gobineau oder Stewart Chamberlain. Einzelne, schon länger keimende Nationalismen vereinigen sich dann mit subjektiven Theorien und dem Wunsch zum imperialen Verstärkung, zu Pan-Nationalismen. Es wurden gemeinsame Nenner gesucht welche die Nationen überschreiten, aber Gegensätze weiterhin bestehen lassen, nur in den größeren Einheiten, wie religiöse, ethnische oder sprachliche Zugehörigkeiten.

Die Entwicklung dieser Gegensätze im Gebiet des Habsburger Reiches im 19. und 20. Jh. sind Beispielhaft zu verfolgen. Zuerst die Entstehung der Nationen durch die Ausbildung der Sprachen und Kulturen der Völker. Anschließend an mehr Macht und Einfluss zu gelangen, ihr Zusammenschluss in größeren Einheiten. In diese Zeit konkret in Pangermanismus und Panslavismus. Welche Gegensätze dann, zur Provokation und zu tatsächlichen Ausbruch von zwei verheerenden Weltkriegen geführt haben. Es ist nach grundsätzlichen Hinterfragung nicht übertrieben zu behaupten, dass die hier entstandene und sich nicht zu ertragen fähige Umstände zu diesen Kriegen geführt haben.

10.- Panslavismus entstand im Gebiet des ehemaligen Habsburger Reiches als Idee des Zusammenschlusses der verschiedenen kleineren sich national emanzipierten Slawischen Völker. Nicht in Russland entstand die Idee und Bewegung, sondern bei den Westslaven was von den Südslawen gern übernommen wurde. Russland sollte, im 19. J. h. noch einzige souveräner slawischer Staat, schon auf dem Wege zu europäischen Großmacht, den Beschützer Rolle übernehmen. Geistig-kulturelle Führungsrolle sollten aber die Westslaven behalten

1848 im Jahr der Revolutionen, fand im Prag ein panslawistisches Konferenz statt, in der einige Forderungen formuliert wurden. Ideologische Grundlage lag in der Philosophie des klassischen Idealismus von Herder, Fichte und der Denkmethode von Hegel. Die Idee wurde bei den slawischen Völkern verbreitet, durch Schriften in Büchern, Zeitungen, sogar auch durch Turnvereine, wurde das einfache Volk über ihre slawische Zusammengehörigkeit und gewünschte Solidarität aufgeklärt.

Erst nach den Verlorenen Krimkrieg 1856 wurde Russland Träger der Panslavismus-Bewegung, die sich dann zu einer Panrussische-Bewegung umwandelte. Slawophilen, sowie Nikolai Danilewski lieferten dafür theoretische Grundlagen. Was übrigens in diese Zeit nichts Besonderes war, eher in der Luft lag, dass jedes Volk sich selbst theoretisch ideal in die Wolken hob und die anderen abwertete. Nun, das romanisch-germanische Westeuropa sollte durch sein Herrschaftssucht und Individualismus, das Christentum verfälscht und ausgenutzt haben.

Dagegen sollen die slawischen Völker friedliebend sein und verteidigen sie die eigentlichen christlichen Werte, welche durch die römischkatholische und anschließend die protestantischen Kirchen, verloren ging. Die Russen sollten als Beschützer aller Slawischen Völker auftreten, welche die positiven menschlichen Eigenschaften verkörpern. Deshalb haben sich die Russen anschließend in die Balkankriege an der Seite der Serben eingemischt, ja später sogar ihre versprochene Hilfeleistung, auch den Ersten Weltkrieg ausgelöst.

11.- Der Pangermanismus soll das Gegenstück zum Panslawismus in Europa gewesen sein. Ihre Wurzeln lagen aber noch tiefer in der Geschichte, in den altdeutschen Bestrebungen der Vereinigung von vielen Kleinstaaten. Erst später hat sich zum gemeinsamen Gefühl mit den weiteren, meistens nordischen Völkern, von Skandinavien bis Angelsachsen weiterverbreitet. Seine extrem humanitäre Entgleisung datiert aber aus der Zeit der dialektischen Herausbildung von Nationen und der Versuch ihrer theoretisch-kulturellen Begründung.

Es wurde im Geiste des europäischen Idealismus nach einen bleibenden Substanz in der Geschichte gesucht. Die gerade angehende Wissenschaft der Archäologie fand in Indien ein altes Volk die sich die „besten“ d.h. Arier nannten. Diese kam gerade richtig für die schon im späten Mittelalter aufstrebenden Germanen, insgesamt den ganzen griechisch- römischen, mit der jüdisch-christlichen Welt, in einem Gegensatz abzuhandeln. Nun, die Germanen sollten auch zu diesen Urvolk gehören, auch die „besten“ sein und ihre Sprache die älteste in eine Gruppe sein, die Indogermanisch genannt wurde.

Wie bei jeder Neuerung, kam auch die Übertreibung, durch die Aufklärung und Protestantismus, kontra zu jeden aus der Tradition bestehenden. Christentum wurde zuerst noch toleriert, aber seine Jüdische Wurzeln, im Gegensatz arisch-semitisch immer extremer bekämpft, bis dann das Christliche auch beiseite geschoben wurde. Stattdessen wurden aus der Germanischen Mythologie die alte barbarische Götter zu erwecken und anbeten versucht.

Die damalige klassische Kunst bearbeitete auch ausgiebig das Thema. Staat, Volk und Nation wurden im Vordergrund geschoben. Hymnen wurden zu ihrer Glorifizierung komponiert und Werke geschrieben, um die Untertanen in der Gemeinsamkeit gegenüber von Anderen und Andersartigen nach außen zu stimmen.

12.- Das geschah aber wiederum, wenn wir es geschichtsphilosophisch etwas tiefer betrachten, im Sinne des europäischen Idealismus, auf der Linie des griechisch-römisch-dialektischen Denkens. Schon die Helenen haben sich für etwas Besseres gehalten, als die sie umgebende Völker. Ungerecht war für sie nur, wenn ein Grieche versklavt wurde. Dass sie von den Anderen Völkern, die sie Barbaren nannten, (damals die nordische Völker d.h. die Vorfahrer von Germanen und Slaven) ihre Sklaven entnahmen, war für sie natürlich.

Die Römer haben diese Einstellung übernommen und ist es ihnen sogar gelungen trotz des Christentums weiter zu tradieren, sodass sich die romanische Völker, auch damals für etwas Besseres gehalten haben, als die anderen, (welche sie dann auch für Barbaren nannten).

Als im Mittelalter das Christentum die Macht übernahm, nicht zuletzt nach dem Prinzip, dass alle Völker und Menschen vom Gott gleich geschaffen wurden, hielt diese Einstellung nur so lange, bis die Macht der Kirche befestigt wurde. Dann kam wieder die dialektische Wende und hieß es, die Unterscheidung ist nicht nur natürlich, sondern sogar von Gott gewollt.

13.- Also, vom Denkprinzip her, war die germanische Überheblichkeit nichts neues, sie blieb in der europäische Tradition. Als dialektischer Gegensatz entwickelte sich auf diese Linie des Idealismus, die Ideologie des Nationalismus und anschließend auch der Pangermanismus, zur besonders widerlichen Erscheinungsform, in der Theorie zum Herren-und Untermenschen, mit dem abscheulichen politischen Verwirklichungsversuch der Nationalsozialisten, mit Millionen von Holocaustopfern.

Die besondere Tragödie von dieser Auffassung hat sich in der Erscheinungsform geäußert, in der vereinfacht dargestellte Halbwissenschaftlichkeit, die auch für etwas, oder nur halbgebildete Menschen verständlich wurde. In der Zeit als die Völker gerade ihr nationales Bewusstsein erreicht haben, in der noch nicht genügend etablierten bürgerlichen Gesellschaft, mit erwachte Gläubigkeit an die Wissenschaft, ohne aber von genügend hintergründigen und geschichtlichen Kenntnissen.

14.- Es ist interessant zu verfolgen die Entwicklung, eines z. B. einfachen Kleinbürgers, wie es bei ihm soweit kommen konnte, dass er mit seinem dürftigen Wissen, so ein Werk verfasste, welche dann damals massenhaft gleichgesinnte bewegte. Mit heutigen Erkenntnissen der Sozialpsychologie ist es zu beurteilen, dass die damalige Popularität dieses Werkes, nicht in dessen Qualität, sondern in den ungenügenden Urteilsvermögen der Massen lag, die angesprochen wurden. Und alles das, hatte seinen geschichtlichen Hintergrund.

Es ist nicht zu übersehen, dass dieser einfache, ehrgeizige Mann, aus der Linzer Provinz des ehemaligen Habsburger Reiches, kam mit großen Erwartungen nach Wien, wo er sich in den Großstadttreiben nicht zurechtfinden konnte, sodass er bleibende sozialpsychologische Störungen erleiden musste.

Wien war schon damals eine international pulsierende Stadt, zusammengesetzt aus dem Einwohnern von verschiedenen Völkern und Nationen, verschiedene Sprachen sprechend, sich untereinander mit der deutsche Sprache verständigend. Es ist verständlich, das einem aus der Provinz, der unfähig war sich dieser Atmosphäre anzupassen und daraus zu lernen, sehr verwirrend wirken konnte. Es war viel einfacher sich mit den gerade kursierenden Theorien zu identifizieren, wo das „ich“ die Lösung sein sollte, anstatt sich mit den „anderen“ Vielen, intellektuell anstrengend zu beschäftigen.

Um bei der Psychologie zu bleiben; seine nichtbefriedigten, übertriebenen Erwartungen, haben sich dialektisch in Hass, gegenüber seine für ihm fremde Umwelt umgewandelt. Das ist auch nichts besonderes, sowas passiert oft bei kranken Persönlichkeiten. Das besondere war aber dabei, dass diese sozialpsychologische Krankheit nicht nur ihn individuell betraf, sondern gleichzeitig auch die Mehrheit einer Gesellschaft. Das war wiederum die geschichtliche Folge des verlorenen Krieges, vor allem der Österreich-Ungarischen Monarchie, woher er auch stammte.



15.- Das eigentliche Problem lag aber, wie es in der Geschichte der Vergangenheit zu verfolgen ist, jedesmal in der Dialektik der Übertreibungen, meistens nach Protesten, Revolutionen und Erneuerungen. Die Nationalismen entstanden nach der in sich gekehrten kulturellen Emanzipationen der unterdrückten Völker. Wobei die positive Befreiung, in Abgrenzung nach innen und die gegensätzliche Wende nach außen folgte.

Die Reaktionen gegen die Nationalismen blieben auch nicht aus. Internationalismus ist zwar eine Reaktion auf Nationalismus, der Sinn seiner geschichtlichen Wurzeln liegen aber viel tiefer, noch in den vornationalen, in den völkischen Zeiten, wobei das bedeutendste, und Weltbewegende war das Christentum, das seine Macht im Mittelalter, der Aussage verdanken konnte dass: „Alle Menschen und Völker gleich sind.“

Diese Idee hat die Geschichte der Menschheit mehrmals grundsätzlich Bewegt und umgestaltet, konnte sich aber bis zum heutigen Tag nicht dem Prinzip der Dialektik entziehen. Mit letzter Konsequenz haben sich nur einige Individuen (sog. Heiligen) von diesem Prinzip enthalten können, die meisten (sog. Revolutionären), verfielen aber bald wieder den Neuerungen, die nun sie begünstigten, gegenüber den vorherigen Machthabern.



Danke für Ihre Aufmerksamkeit.























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